an rousset

Samstag, 29.8.2015

Es war einer dieser heißen Tage, die für den Sommer 2015 typisch zu sein schienen, als unsere  Alpentour-Teilnehmer sich in einem Hotel bei Freiburg sammelten. Und hier haben wir schon wieder ein Novum. Erstmals in unserer Geschichte trafen wir uns nicht mehr auf einem Zeltplatz. Es waren in den letzten beiden Jahren einfach zu wenige, die das Zelt für eine Nacht aufschlagen wollten. Na ja - der Vorteil ist schließlich nicht von der Hand zu weisen. Der Nachteil war in diesem Fall, dass an das Hotel eine angesagte Disco angeschlossen war, und es in den Morgenstunden entsprechend laut zuging. Und wegen der Hitze konnte man keine Fenster schließen…

Sonntag, 30.8.2015
an umkirchEinigermaßen gut ausgeschlafen, aber gut gefrühstückt brachen wir schon um 9 Uhr auf (Vorteil, wenn man kein Zelt abbauen muss…). Zunächst ging es bei wirklich erträglichem Wetter auf kurvigen Nebensträßchen durch den Schwarzwald. Unsere Route verlief über Münstertal an der Westseite des Belchen entlang und durchs kleine Wiesental nach Schopfheim. Kurz danach überquerten wir die Schweizer Grenze und hielten uns von da an ausschließlich auf den Autobahnen auf. Es war zwar fast 10° kälter als auf dem vergangenen Sommertreffen. Aber die 30°-Marke wurde locker überschritten. Nach einigen Stunden erreichten wir Genf. Da sonntagsbedingt nicht allzu viel Verkehr herrschte, riskierten wir eine Stadtdurchquerung und konnten so die mit 140 m höchste Fontäne Europas aus nächster Nähe besichtigen. Nach langer Autobahnfahrerei und Stadtdurchfahrt gönnten wir uns den Genfer Hausberg, den Mont Salève. Die Strecke sollte sich als wirklicher Leckerbissen  herausstellen. Kurviges Sträßchen in kühlen Wäldern und mit schönen Panoramen. Es ging zwar nur 1380 m hoch. Von Genf aus waren das aber auch 1000 m Höhenunterschied. Gegen 17 Uhr gelangten wir zu unserem Basislager auf einem 5-Sterne-Zeltplatz am Südende des Lac d’Annecy. Immerhin 2/3 der 13 Teilnehmer schlugen dort ihre Zelte auf (der Rest bezog Mobile Homes). Logisch, dass sich die meisten noch am selben Abend im See abkühlten.

Montag, 31.8.2015
Am ersten Tourentag wollten wir es etwas gemütlicher angehen - mit gerade mal 220 km Gesamtstrecke. Wohlgemerkt: Wollten. Denn es wurde einer der spannendsten Tage unserer Alpentouren. Gleich nach 20 km ging es den unbekannten Col d’Arpettaz hoch. Dank mangelndem Bekanntheitsgrad begegnete uns auf der ganzen Strecke so gut wie niemand. Wir konnten die vielen schönen Kurven voll genießen. Spannend wurde es, als der Asphalt in leichten Schotter überging. Es ging dabei ca. 10 km am Berg entlang mit wunderschönen Ausblicken auf den Mont Blanc. Die Schotterfreunde waren begeistert.

an roselend

Als nächstes war der Roselend dran, mit 1968 m immerhin über der Baumgrenze. Die Kurvenorgie hinauf und hinunter war vom Feinsten. Danach wollten wir einen weiteren Geheimtipp aus dem Denzel fahren: Den 2108 m hohen Cormet d’Arêches. Wie beim Arpettaz gab es hier ein paar km leichten Schotter und eine fast leere Piste. Nur war der Einstieg bei Granier schwierig zu finden und in der Planungs-Software Basecamp  gab es mehrere Wege zum Pass (10 der 13 Teilnehmer fahren mittlerweile mit Navi und hatten die Touren vorab erhalten), deren Beschaffenheit dort nicht zu ersehen war. So kam es, dass wir fälschlicherweise eine nicht ganz einfache steile Schotterpiste hochfuhren. Die Freaks waren verzückt. Manche kamen allerdings ins Schwitzen. Das Gute war aber: Es gab keine Stürze. Das schwierige Stück ging bald in die erwartete leichte Piste über, und alle hatten wieder Spaß. Bei Beaufort war es auch schon wieder vorbei, und wir begaben uns auf den Zeltplatz und natürlich in den See. Es war immer noch gut heiß.

Dienstag, 1.9.2015
an iserandAls wir morgens aufstanden, war der Himmel wolkenverhangen. Ein Wetterumschwung kündigte sich an. Heute war der bekannteste und höchste Pass der Tour, der Col d’Iseran geplant. Mit 2764 m ist der der zweithöchste asphaltierte in den ganzen Alpen und höher als das berühmte Stilfser Joch. Die 80 km bis zum Einstieg in die Passstraße fuhren wir Autobahnen und Nationalstraßen. So kamen wir schnell voran, zumal es anfing zu regnen und ein Temperatursturz einsetzte. Das trübte dann auch das Kurvenvergnügen. Die sonst so fantastische Aussicht wurde vielfach von Wolken versperrt, und der Pass selbst war komplett im Nebel. Lediglich auf der Südseite hatten wir trockene Straßen, und die Wolken lichteten sich. Ab Modane nutzten wir wieder die Autobahn zum schnellen Fortkommen, und da erwischte uns der Regen so richtig. Kurzum - ein ziemlich verregneter Tag mit wenigen Lichtblicken. Schade drum.

Mittwoch, 2.9.2015
Der Himmel war immer noch voller Wolken. Aber es zeigten sich zunehmend blaue Flecken. Heute fuhren wir ein ganzes Stück Richtung Süden auf der Autobahn und stiegen südlich von Grenoble in die Passfahrerei ein. Es blieb trocken, aber unter 20°. Was für ein Unterschied zu Montag. Zunächst ging es den Col de Menée (1402 m) hinauf. So richtig kurven konnten wir erst mal nicht, da die Straßen noch nass vom Vortag waren. Entschädigt wurden wir auf der Passhöhe, als sich vor uns eine sonnige, liebliche Landschaft mit mediterranem Flair und gewaltigen Felswänden auftat. So wollen wir es haben. Als absolutes Highlight der bisherigen Tour entpuppte sich der Col de Rousset. Dieser wirkt zwar mit 1254 m nicht sehr imposant, bietet aber wunderschöne Kurvenerlebnisse. Leider steckten wir wieder voll in den Wolken, als wir den Scheiteltunnel verließen.


an machine

Der Höhepunkt des Ta-ges drohte dadurch verloren zu gehen. Aber wir hatten Glück. Als wir auf  1011 m Höhe den Col de Machine erreichten, waren die Wolken wieder über uns, und vor uns breitete sich die tiefste Schlucht der Alpen aus: 600 m Abgang direkt von der Passstraße weg. Vor fast genau 8 Jahren waren wir schon mal da auf dem Rückweg von den Cevennen. Aber der Eindruck ist immer wieder überwältigend - und wie damals war auch heute auf der ganzen Passfahrerei so gut wie nichts los auf den Straßen. Danach ging es auf die Autobahn schnurstracks zurück zum Zeltplatz.

Donnerstag, 3.9.2015
an albiezDas Wetter besserte sich zusehends, wenn auch die Temperaturen deutlich unter 20° verharrten. Das war auch gut so, denn der letzte Tag unserer Tour war angebrochen. Und es sollte doch einen guten Ausklang geben. Der erste Pass war ein alter Bekannter , der Col de Madeleine (1993 m). War zwar stellenweise etwas holprig, aber machte richtig Spaß. Beim Abstieg machten wir einen Abstecher über den Col de Chaussy (1532 m). Berühmt ist er für seine Kehrengruppe, die seit Jahren jeden Denzel-Leser fasziniert: 17 enge Kehren auf extrem kurzem Raum zwischen Montvernier und Pontamafrey. Das ist doch kaum zu toppen - oder? Nach einer Pause in Saint-Jean-de-Maurienne nahmen wir uns Glandon (1924 m) und Croix-de-Fer (2067 m) vor. Unser Ziel eines würdigen Ausklangs der diesjährigen Alpentour schien erreicht. Nach dem letzten Pass würde ja wohl nichts mehr Aufregendes kommen - dachten wir. Wir waren nämlich von der Hauptroute abgewichen (von Albiez-le-Jeune nach Villargondran). Und knapp 500 Höhenmeter über dem Tal ging eine Kurverei los, mit der keiner mehr gerechnet hatte, und die buchstäblich nicht zu Ende gehen wollte. Kehre reihte sich unmittelbar an Kehre. Im Tal angekommen hatten wir dann auf knapp 10 km 46 Kehren bewältigt - was für ein Ausklang! Zum Vergleich: Beim Stilfser Joch sind es 41 Kehren auf 13 km.

Freitag, 4.5.2015
an doussardHeute Morgen war es vor allem frisch - knapp über 10° wenn auch wenigstens trocken. Der Tag des Aufbruchs brach an. Ein letztes Mal frühstückten wir in der vertrauten Runde, bevor wir uns in allein oder in kleinen Gruppen auf den Heimweg oder die nächste Tour machten. Eine weitere Alpentour war zu Ende - einzigartig wie alle anderen auch.

Organisation: Georg Spindler
Fotos: Mike Tschumper, Peter Göbelt, Carsten Diem, Joachim Seith

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Und hier gibt's ein paar wirklich schöne Videos.